Individuelle vs. Pauschale Methode: So werden Pensionsrückstellungen für Hinterbliebene bewertet

FAQ: Die individuelle Methode: Bewertung der Hinterbliebenenrente

Wann wird die individuelle Methode bei der Bewertung der Pensionszusage angewendet?

Die individuelle Methode ist ein spezielles Bewertungsverfahren zur Ermittlung der Pensionsrückstellung für eine zugesagte Hinterbliebenenrente. Sie wird nur angewendet, wenn die Pensionszusage persönlich gestaltet ist, indem die begünstigte Person – der/die Hinterbliebene – namentlich genannt wird und ihr Geburtsdatum vorliegt.

Welche Daten werden bei der individuellen Methode berücksichtigt?

Da die Zusage individuell erfolgt, müssen die tatsächlichen Daten der namentlich genannten Person in die versicherungsmathematische Berechnung einfließen: das tatsächliche Alter und das Geschlecht des/der Hinterbliebenen. Diese genauen Daten erlauben eine präzisere Schätzung der Lebenserwartung und somit der voraussichtlichen Rentendauer.

Was ist der Unterschied zur pauschalen Methode?

Die pauschale Methode ist die Regel, wenn die Zusage allgemein an einen Personenkreis (z. B. „den Ehegatten“) gerichtet ist, ohne namentliche Nennung. Hier werden fiktive Annahmen getroffen, beispielsweise indem das Alter des/der Hinterbliebenen pauschal als drei Jahre jünger als das des Versorgungsberechtigten angenommen wird. Die individuelle Methode führt im Vergleich zu einer genaueren, personenbezogenen Rückstellung.

Wie wirkt sich die Individualität auf das Erlöschen des Anspruchs aus?

Ein zentrales Merkmal der individuellen Zusage ist, dass der Anspruch durch den Tod oder eine Scheidung der namentlich genannten Person erlischt. Dieser Umstand des möglichen vorzeitigen Erlöschens muss bei der versicherungsmathematischen Berechnung der Pensionsrückstellung berücksichtigt werden. Bei der pauschalen Methode wird das Scheidungsrisiko in der Regel nicht einkalkuliert.

Was passiert, wenn der Versorgungsberechtigte erneut heiratet?

Da die Zusage individuell an die ursprünglich genannte Person gebunden war, erlischt der Anspruch mit der Beendigung der Beziehung. Wird eine erneute Hinterbliebenenversorgung für eine/n neue/n Partner/in gewünscht, muss die ursprüngliche Pensionszusage zwingend angepasst oder neu formuliert werden.

Welche Bilanzierungsnorm schreibt die individuelle Methode vor?

Die individuelle Methode wird in den versicherungsmathematischen Grundlagen sowohl für die Steuerbilanz (§6a EStG) als auch für die Handelsbilanz (§253 HGB) verwendet, wenn die namentliche Nennung erfolgt ist. Die Höhe der Rückstellung unterscheidet sich jedoch stark aufgrund der unterschiedlichen gesetzlichen Vorgaben:
Steuerrecht: Verlangt zwingend das Teilwertverfahren und einen festen Kalkulationszinsfuß von 6 %. Zukünftige Rentensteigerungen (Dynamik) dürfen dabei nicht berücksichtigt werden. Dies führt oft zu einer niedrigeren steuerlichen Rückstellung.
Handelsrecht: Verlangt die Bewertung zum Erfüllungsbetrag. Die Abzinsung erfolgt mit dem durchschnittlichen Marktzinssatz der letzten zehn Jahre, der in der Regel niedriger ist. Zudem müssen künftige Rentensteigerungen berücksichtigt werden, was zu einer höheren und realistischeren handelsrechtlichen Rückstellung führt.
Trotz der gemeinsamen Anwendung der individuellen Methode zur Ermittlung der biometrischen Wahrscheinlichkeiten ist das Ergebnis wegen der unterschiedlichen Zinssätze und Annahmen zur Dynamik in der Handels- und Steuerbilanz verschieden.