- 1. Oktober 2025
- Veröffentlicht durch: Franz Burtscheidt
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Anwartschaftstrend: So beeinflussen Gehaltssteigerungen Ihre Pensionsrückstellungen
Als Verantwortlicher für die Bilanzierung oder die betriebliche Altersversorgung (bAV) müssen Sie sicherstellen, dass Ihre Pensionsrückstellungen die zukünftigen Verpflichtungen realistisch abbilden. Der Anwartschaftstrend – oft auch als Gehaltstrend bezeichnet – ist hierfür ein entscheidender versicherungsmathematischer Parameter. Er beschreibt die erwartete zukünftige Steigerung der Leistungsansprüche und hat somit direkten Einfluss auf die Höhe Ihrer Rückstellungen nach Handelsrecht ( HGB).
Unterscheidung: Allgemeiner Markt vs. Bilanzrelevante Trends
Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht jeder Trend bilanzrelevant ist. Allgemeine Marktentwicklungen wie die Zunahme von Entgeltumwandlungen oder die Verschiebung zu Fonds-Lösungen haben keinen Einfluss auf die versicherungsmathematische Bewertung Ihrer aktuellen Zusagen. Deshalb bleiben diese unberücksichtigt.
Entscheidend für die Bewertung ist nur der individuelle Trend. Dieser ist zu berücksichtigen, wenn die zukünftige Höhe der Rente von einer Entwicklung innerhalb des Unternehmens abhängig ist. Diese sogenannten leistungsorientierten Zusagen erfordern die Annahme eines Trends:
- Gehaltsabhängige Altersversorgung: Wenn die zugesagte Altersrente an das letzte aktive Gehalt des Mitarbeiters gekoppelt ist („xy% des letzten Jahresgehalts“), muss der Gehaltstrend geschätzt werden. Die erwartete Gehaltssteigerung erhöht die zukünftige Rente und somit die notwendige Rückstellung heute.
- Gehaltsabhängige Zusatzleistungen: Auch andere Verpflichtungen, deren Höhe an die individuelle Gehaltsentwicklung gekoppelt ist (z. B. Aufstockungsbeträge bei Altersteilzeit oder gehaltsabhängige Jubiläumsleistungen), erfordern die Anwendung eines Trends.
- Unverfallbarkeit: Der Anwartschaftstrend kann auch nur für jene Anteile der bAV-Ansprüche angesetzt, die bereits unverfallbar sind. Bei unverfallbaren Anwartschaften besteht die Verpflichtung auch dann fort, wenn der Mitarbeiter das Unternehmen vorzeitig verlässt.
Praxis-Lösung: Die Ermittlung und Wirkung des Gehaltstrends
Der Gehaltstrend soll die langfristig erwartete, pauschale Gehaltsentwicklung eines Mitarbeiters abbilden. Er wird aus unternehmensinternen Erfahrungswerten und Analysen abgeleitet, wobei die erwartete Inflationsrate und eine durchschnittliche Karriereentwicklung berücksichtigt werden. Ein höher angesetzter Gehaltstrend führt unmittelbar zu einer höheren Rückstellung in der Bilanz, da die versprochene Leistung in der Zukunft teurer erwartet wird. Ist die Dynamik der zugesagten Leistung schriftlich fixiert, kann dieser Trend zudem bei der Bewertung für die Steuerbilanz angesetzt werden.
