- 1. Oktober 2025
- Veröffentlicht durch: Franz Burtscheidt
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Was ist der Zweck des „Bewertungsverfahrens“ für Pensionszusagen?
Das Bewertungsverfahren beschreibt die versicherungsmathematische Vorgehensweise, mit der Unternehmen den Wert ihrer Pensionsverpflichtung (die Pensionsrückstellung) bestimmen. Dies ist notwendig, um die Rückstellungen korrekt in der Handelsbilanz (HGB/IFRS) und der Steuerbilanz (EStG) auszuweisen.
Warum gibt es unterschiedliche Bewertungsverfahren?
Die deutsche Bilanzierung unterscheidet zwischen den Anforderungen des Finanzamtes (Steuerbilanz) und den Anforderungen an die Darstellung der tatsächlichen Vermögenslage (Handelsbilanz):
Die Bewertung für die Steuerbilanz bezieht sich auf die Situation am Bewertungsstichtag und lässt somit zukünftige Entwicklungen außer acht (Stichtagsprinzip).
Die Bewertung für die Handelsbilanz soll den zukünftigen tatsächlichen Erfüllungsbetrag möglichst realistisch abbilden (Auszahlungsorientiert).
Bewertungsverfahren für die Steuerbilanz
Welches Verfahren muss ich für die Steuerbilanz verwenden?
Ausschließlich das Teilwertverfahren. Die Bewertungsvorschrift für die steuerliche Bewertung von Pensionszusagen schreibt das Teilwertverfahren expliziet vor. Somit gibt es hier kein Wahlrecht.
Wie funktioniert das Teilwertverfahren?
Dieses Verfahren verteilt den Aufwand für die Rückstellung (durch eine fiktive Prämie) gleichmäßig über die gesamte Dienstzeit. Es gilt das Stichtagsprinzip: Nur die am Bilanzstichtag gültigen und bekannten Werte (z.B. das aktuelle Gehalt) dürfen in die Bewertung einfließen. Zukünftige Trends (Gehaltssteigerungen, Preissteigerungen) bleiben unberücksichtigt.
Bewertungsverfahren für die Handelsbilanz
Welches Verfahren wird in der Handelsbilanz (HGB) verwendet?
Die handelsrechtlichen Regelungen schreiben kein Bewertungsverfahren vor. Am häufigsten wird die Projected Unit Credit Method (PUC-Verfahren) verwendet, da sie am besten dem Grundsatz der „vernünftigen kaufmännischen Beurteilung“ entspricht.
Was unterscheidet das PUC-Verfahren vom Teilwertverfahren?
Erdiente Anteile: Beim PUC-Verfahren fließen nur die bereits erdienten Anteile der zukünftigen Leistung in die Bewertung ein.
Erfüllungsbetrag: Das Ziel ist die genaue Schätzung des zukünftigen Auszahlungsbetrags (Erfüllungsbetrag).
Trendannahmen: Um dies zu erreichen, müssen zusätzliche Trendannahmen (z.B. Gehalts-, Rentensteigerungen, Fluktuation) in die Bewertung einfließen.
Wie wird der Barwert der Verpflichtung ermittelt (Abzinsung)?
Um den Wert der Rentenzahlungen am Stichtag zu ermitteln, sind diese abzuzinsen (da der Zeitraum länger ist als ein Jahr).
Für Altersversorgungsverpflichtungen wird ein durchschnittlicher Marktzinssatz der letzten zehn Geschäftsjahre verwendet.
Sonderfälle und Wichtiges
Wie bewerte ich Anwärter, die bereits ausgeschieden sind, oder Rentner?
In diesen Fällen ist die Finanzierungsphase (die Dienstzeit) abgeschlossen. Die Bewertung erfolgt mit dem Barwert der künftigen Pensionsleistungen. Der Wert ist unabhängig von dem bisher verwendeten Bewertungsverfahren (Teilwert- oder PUC-Verfahren). Also ist das Bewertungsmethode (=Barwert) gleich. Sie unterscheidet sich aber bei der handels- oder steuerlichen Bewertung durch den unterschiedlichen Zinssatz.
Darf ich das Bewertungsverfahren wechseln?
Nein, es gilt der Grundsatz der Bilanzkontinuität. Das Bewertungsverfahren darf nur in begründeten Ausnahmefällen geändert werden (§ 252 HGB).
Was bedeutet „Kaufmännische Beurteilung“ in diesem Kontext?
Das bedeutet, dass der Rückstellungsbetrag unter Annahme möglichst realistischer Prämissen (Vorsichtsprinzip) geschätzt werden muss. Die Dokumentation dieser Prämissen ist aus Gründen der Transparenz besonders wichtig.
